Ihn den letzten 3 Wochen habe ich nichts veröffentlicht. Keine Podcastfolge, keinen Blogartikel – und bei Facebook war ich auch kaum sichtbar.
Heute erzähle ich dir, in welche Not mich das gebracht hat. Weshalb ich es trotzdem wieder machen werde. Und warum das wichtig für dich ist.
Für meine Sichtbarkeitspause gab es mehrere Gründe. Zum Beispiel habe ich einen Beitrag für Stadt-Land-Mama geschrieben, der erst nächste Woche veröffentlicht wird.
Außerdem hatten wir Besuch aus Deutschland, waren in den wuseligen Gassen von Galway unterwegs, an den weiten Sandstränden von Mayo – und in unserem Lieblingswald, wo gerade alles aufwacht und 1000 frische Buchenblätter hellgrün leuchten.
Mit unserer lokalen Community sind wir auf uralte irische Hügelgräber geklettert und haben den Sagen von Kriegerkönigin Maeve und Schicksalsgöttin Morrígan gelauscht. Später wagten wir auf dem Bauch liegend einen vorsichtigen Blick in den Höhleneingang von Oweynagat (Cave of the Cats) – das Tor zur flüsternden Anderswelt.


Und etwas ist mir in dieser Zeit wieder einmal sehr bewusst geworden:
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die locker 5 Projekte gleichzeitig rocken.
Wenn ich einen Gastartikel schreibe, dann will ich mich voll darauf konzentrieren, für wen ich da schreibe, was diese Menschen interessiert und berührt. Wenn ich Besuch habe oder einen Ausflug mit den Kindern mache, dann will ich ganz da sein. Ich will Zeit und Ruhe für tiefe Gespräche haben. Für Freude und Tränen. Für Erlebnisse, die nicht nur abgearbeitet werden, sondern unsere Herzen zum Klingen bringen.
Ich will mit mir selbst verbunden sein und mit dem, was ich tue.
Mit den Menschen und Geschichten, die in mein Leben kommen. Mit den Texten, die ich für dich schreibe. Ich will all das nicht abhaken, ich will es erleben.
Aber die Welt will oft etwas anderes von mir.
Als ich 7 oder 8 war, habe ich es geliebt, im Garten meiner Großmutter Höhlen zu bauen und sie mit Moos und Gänseblümchen auszupolstern. Das war mein Schloss und die Johannisbeersträucher waren meine Vorratskammer. Ich war glücklich mit den Schafen auf der Nachbarweide, mit Vogelgezwitscher und Hummelgesumm.
Für mich war diese Welt eine unerschöpfliche Quelle von Freude und Phantasie. Sie ließ sich mühelos mit der von Ronja Räubertochter verbinden – oder später mit irischen Sagen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob das richtig oder sinnvoll war.
Ich war einfach mittendrin und genau am richtigen Ort.
Wenn ich mit meiner Oma zum Einkaufen ging, quatschte ich wie ein Wasserfall und die Ideen sprudelten aus mir heraus. So gerne hätte ich meine Liebsten mit an all die Orte genommen, an denen es weder Zeitdruck noch Bewertung gab – sondern nur das Leben selbst.
Aber die anderen waren meist damit beschäftigt, pünktlich zum nächsten Termin zu kommen. Und dort war ich immer zu langsam.
In der Sportumkleide war ich immer die Letzte, weil ich vor lauter Träumen und Reden vergessen hatte, mich umzuziehen. Ich war immer die, die bei Aufsätzen weit in die Pause hineinschrieb, bis der Lehrer mir das Heft wegriss. Und jedes Mal litt ich darunter, weil meine Geschichte noch nicht zu Ende erzählt war.
Ich war die kleine Schwester, die beim Abendessen unter den Tisch krabbelte, weil mir alles zu laut und zu schnell wurde – und weil ich von Politik und Kant’scher Philosophie sowieso nix verstand.
Mein Tempo und meine Innenwelt passten nicht zu dem, was von mir erwartet wurde.
Ich fühlte mich wie eine Schildkröte auf der Formel-1-Bahn. Und weil mir das immer größere Angst machte, versuchte ich irgendwann, ein Rennauto zu sein.
Dass das schief ging, kannst du dir denken. Mein Schul- und Uniabschlüsse waren exzellent, aber meine Seele ausgebrannt. Sie wusste nicht mehr, wie sie den Hummeln und Vögeln lauschen konnte, ohne nervös zu werden. Es wieder zu lernen war Arbeit, die niemand bezahlt.
Und obwohl ich mir meine Lebendigkeit in vielen Bereichen zurück geholt habe, werde ich ständig auf die Probe gestellt.
Die Welt meiner Kindheit war ein beschauliches Dorf im Vergleich zu der dröhnenden, grellen Großstadt, die sie heute ist. Es gab keine Handys, kein Instagram, keine WhatsApp-Gruppen, in denen alle 5 Minuten die neusten Nachrichten geteilt werden. Der Klimawandel war nicht so spürbar wie heute und ich habe mir keine Gedanken über einen 3. Weltkrieg gemacht.
Wenn ich mich heute bei Facebook einlogge, dann wird mir meine Langsamkeit innerhalb von Sekunden ins Gesicht geschleudert.
Und wenn ich mich auslogge, drückt eine schwere Last auf meinen Schultern. Sie flüstert mir beharrlich zu, was ich schon als 8jährige gelernt habe:
„Wenn du nicht schneller arbeitest, dann wirst du niemals ankommen. Wenn du deinen Aufsatz nicht in 45 Minuten fertig schreibst, kriegst du eine schlechte Note. Und wenn du nicht jede Woche einen Podcast, einen Artikel und 3 Reels veröffentlichst, dann gehörst du nicht dazu.“
Während ich also 3 Wochen lang in der Online-Welt kaum einen Piep von mir gegeben habe, hatte mein innerer Gollum viel Gelegenheit, mir in düsteren Bildern die Folgen auszumalen.
Um dir mal ein ehrliches Bild zu geben: Wirtschaftlich gesehen macht Sajuno für mich momentan keinen Sinn. Obwohl ich inzwischen eine treue und stetig wachsende Gruppe von Abonnent*innen habe, bezaubernde Eltern auf ihrem Weg begleiten darf und immer wieder berührende Nachrichten zu meinen Inhalten bekomme – aktuell investiere ich viel mehr Zeit und Geld hinein, als ich (zumindest finanziell) daraus bekomme.
Und ich höre schon die Marketing-Tipps um meine Ohren sausen – eine neue Email-Serie zu meinem Mentoring-Angebot. Jeden Morgen bei Insta hampeln, um schnell viele Follower zu kriegen. Immer schön den Algorithmus füttern. Noch mehr Geld in bezahlte Werbung stecken blablabla. Kurz: Die Schildkröte ablegen und ein Rennauto sein.
Aber eins vergisst der ungnädige Gollum auf meiner Schulter ständig – ich hab nicht nur eine Menge Zweifel, sondern auch einen starken Lebenswillen. Ich bin eine Schildkröte mit Rebellenherz.
Ich will verdammt nochmal nicht bei Insta hampeln und die Algorithmen gnädig stimmen!
Ich will im Wald auf einem alten Baumstamm sitzen, den Vögeln lauschen und den Krabbelkäfern zuschauen. Ich will am Strand wandern und meine Seele aufs Meer hinaus fliegen lassen. Wenn ich einen Text schreibe, dann will ich den fühlen. Und wenn ich ihn hier verschenke, dann soll er ein echtes Geschenk sein – eines, das dich und mich glücklich macht.
Deshalb schreibe ich Blogartikel übrigens nie mit ChatGPT. Warum sollte ich mir dieses Glück nehmen lassen? Nur weil es schneller geht? Wozu bin ich denn dann hier?
Ich bin kein Rennauto und werde nie eins sein. Sajuno muss anders funktionieren. Und vor allem macht es nur Sinn, wenn ich in meinem Element sein darf. Verbunden mit dem, was ich hier tue. Mit den Texten, die ich schreibe, mit den Menschen, die ich begleite. Und diese Verbindung kann erst entstehen, wenn sie Zeit und Raum bekommt, zu wachsen und zu atmen.
Ich gehe in die Schildkröten-Revolution.
Und ehrlicherweise habe ich keine Ahnung, ob das funktioniert. Vielleicht werden mich in die Lauten und Schnellen wieder überholen und zurücklassen. So wie wir es alle in der Schule gelernt haben. Konkurrenz und Wettbewerb.
Aber tief im Herzen glaube ich, dass auch die Schnellen unter uns dieses Rennen nicht mehr gewinnen können. Der Zeit- und Leistungsdruck meiner Schulzeit war nur der Anfang. KI hat eine Geschwindigkeit in unser Leben gebracht, bei der kein Rennauto mehr mithalten kann.
Und genau deshalb glaube ich: Es ist an der Zeit, dass wir den Notschalter drücken und mitten in diesem verrückten Strudel anhalten.
Pause machen. Uns wieder am Lagerfeuer versammeln und Geschichten erzählen. Die Wärme in den Augen der anderen sehen. Ihre Zweifel, ihren Schmerz. Uns mit Lachanfällen anstecken. Uns Zeit füreinander nehmen, statt immer schneller als die anderen zu sein. Das ist es, was uns Menschen ausmacht, wonach wir uns alle sehnen.
Ich habe meine Liebe zum Leben schon einmal verkauft. Für gute Noten. Für das, was von mir erwartet wurde. Noch einmal mache ich es nicht. Denn wer weiß, wieviele Tage ich auf diesem Planeten noch habe. Und ich will möglichst viele Momente davon wirklich erleben und genießen.
Was bedeutet das für dich?
Für dich bedeutet das, dass du mich seltener bei Facebook und mehr in anderen Blogs und Podcasts findest. Dass ich zukünftig vielleicht nicht mehr jede Woche etwas veröffentliche. Aber WENN ich einen Text schreibe oder ein Interview aufnehme, dann mache ich das mit ganzem Herzen und echter Hingabe. Klingt kitschig, is aber so.
Und wenn du dich persönlich von mir begleiten lässt, dann kannst du dich auf eins verlassen: Ich bin voll für dich da. Ich lasse mich berühren, von dir und deiner Geschichte. Ich werde deinen „Fall“ nicht abarbeiten, sondern dir etwas von der Wärme und Verbindung zurückgeben, die dir über Jahre abgewöhnt wurden. Wir brauchen sie dringender denn je.
Und wenn dir meine Texte reichen, dann will ich dich hier direkt ermutigen:
Lass dein Herz rebellische Fragen stellen.
Innerhalb des Schulsystems ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr euren Alltag nach Strukturen ausrichten müsst, die wenig Rücksicht darauf nehmen, ob ihr euer Leben wirklich spürt. Es geht ständig um gute Noten, um Abschlüsse. Um starre Zeitpläne, die erfüllt werden müssen. Es geht um Berufe, von denen niemand weiß, ob sie in 10 Jahren noch existieren. Es geht um die Anerkennung der Nachbarn oder Schwiegereltern.
Aber wer fragt danach, warum du oder dein Kind in diese Welt geboren seid? Was ihr hier wirklich erleben wollt?
Ob ihr das Vogelzwitschen noch hört und den Duft der Kirschblüten wahrnehmt – und was ihr dabei empfindet? Ob das Tor zu eurer Phantasie noch offen ist?
Ja – wir brauchen Strukturen. Und selbst, wenn manche uns schaden, können wir uns nicht immer daraus befreien. Wir müssen Geld verdienen, um zu überleben. Aber warum sollten wir überleben, wenn wir uns komplett in den Strukturen verlieren? Wenn wir vergessen, wer wir sind?