Herzlich Willkommen!
…seit frühester Kindheit begeistert von phantastischen Welten und neugierig auf das Leben. Doch als norddeutsche Bildungsbürgertochter lernte ich vor allem, Erwartungen zu erfüllen, und sperrte meine Träume lange in den Keller. Nach der Geburt unseres ersten Kindes schob ich sie in den dunkelsten staubigen Winkel. In meiner Realität als Mutter war einfach kein Platz dafür.
Dann wurde unser Kind schulpflichtig – und hatte nach wenigen Monaten abends Angst vor dem nächsten Morgen. Als kurze Zeit später die Welt im Lockdown stillstand, fragten wir uns endlich, was wir auf diesem Planeten wirklich noch erleben wollen.
Wir verließen meine Heimat – das Land der unbarmherzigsten aller Schulpflichten – zogen erst zu meiner Schwiegerfamilie nach Ägypten und dann nach Irland. Dem Ort, von dem ich schon als Zehnjährige geträumt hatte.
Mit Familie auf Langzeitreise zu gehen oder auszuwandern kann wundervoll und sehr herausfordernd zugleich sein. Wir kommen in Kontakt mit der Vielfalt des Lebens auf diesem Planeten und unserer eigenen inneren Welt – von unbändiger Freude bis zu tiefliegenden existenziellen Ängsten.
Um so ein Leben zu führen, müssen wir nicht wahnsinnig cool und mutig sein, sondern bereit, der Vielfalt zu begegnen und uns dadurch selbst besser kennenzulernen. Die darin liegende Wachstumschance ist für mich das größte Geschenk am Reisen.
Wenn du vom Leben im Ausland fasziniert bist, aber etwas in dir sich „nicht gut genug“ fühlt, wenn du bei strahlenden Reiseberichten einen traurigen Stich im Herzen spürst, weil es dir so unerreichbar scheint: fühl dich eingeladen weiterzulesen. Mir ging es lange Zeit genauso. Der eigene Weg ist der großartigste, den du gehen kannst.
Im deutschsprachigen Raum über schulfreies Leben zu schreiben, ist waghalsig. Ich könnte genauso gut fröhlich in einem Wespennest herumstochern, denn das Thema Schule (und ob sie überhaupt nötig ist) weckt starke Gefühle. In kaum einem anderen Bereich schlagen mir so heftige Reaktionen entgegen – sei es Zustimmung, Erschrockenheit oder blanker Hass.
Viele Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind, sitzen auf einem Berg von emotional aufgeladenen Glaubenssätzen über die unbedingte Notwendigkeit von Pflichtschule. Dabei ist dieses Konzept noch gar nicht so alt und mehr als fraglich. Wespennest hin oder her – es ist mir ein Herzensanliegen, ein wenig Licht hinter die Scheuklappen zu lassen und zu zeigen, dass es auch anders geht.
Wenn du bis hierher gelesen hast, kennst du meinen Hang zu kontroversen Themen… Um es kurz zu fassen: Unser gesellschaftliches Bild von Mutterschaft ist in meinen Augen eine wahnwitzige Illusion und die mitschwingenden Erwartungen an Mütter schlicht unerfüllbar.
Als Elternbegleiterin, Freundin und Betroffene habe ich schon viele Menschen daran verzweifeln sehen. Hier liegt eine tonnenschwere Last auf Millionen Schultern, über die wir endlich reden müssen. Und das bitte niemals gegen die Kinder.
Mit der Realität ist das so eine Sache. Als Wissenschaftlerin macht es für mich keinen Sinn, Fakten zu ignorieren, weder eine Pandemie noch den Klimawandel. Gleichzeitig glaube ich, dass unsere kreative Vorstellungskraft einen größeren Einfluss auf unser reales Leben hat, als uns oft bewusst ist.
Mich begleitet seit frühester Kindheit eine Begeisterung für Drachen, Zauberwesen und magische Wälder, die mich zutiefst glücklich macht – und oft für sinnlose Spinnerei gehalten wurde. Ich bin froh, dass ich sie nie ganz verloren habe, denn sie ist eine meiner wichtigsten Quellen für Kraft und Lebensfreude. Ein wesentlicher Teil meiner Befreiung aus beklemmenden Alltagsstrukturen bestand darin, der Phantasie den Platz zurückzugeben, den sie verdient. Hätte ich das nicht gemacht, sähe meine Realität jetzt sicher anders aus.