Newsletter

Wenn ich etwas von der Pike auf VERlernt habe, dann ist es, Erfolge gründlich zu feiern. Und damit meine ich nicht die zugedröhnte Abi-Party. 

Ich meine tief empfundene Freude und Dankbarkeit für all das Gute, das ich in mein Leben gelassen habe. All die Geschenke, die ich nun genießen kann. 

Letzte Woche klapperte unser Türschlitz und ein großer Umschlag mit vielen deutschen Briefmarken fiel auf die Fußmatte. Darin die aktuelle Ausgabe der Freilernerzeitschrift. Als ich sie aufschlug, breitete sich leichte Aufregung in mir aus, vom Bauch bis in die Fingerspitzen. 

Ich erinnerte mich an frühere Ausgaben, die ich vor 3, 4 oder 5 Jahren aufgeschlagen hatte. Damals saß ich in unserem Haus in Norddeutschland und mein Herz zersprang fast vor Sehnsucht, wenn ich die Berichte von freilernenden Familien las. Besonders, wenn sie im Ausland lebten.

Ich wollte das auch so sehr. Und ich wusste nicht, wie ich dorthin kommen konnte. 

Nun hielt ich die Ausgabe „Freilernen weltweit – Teil 1“ in den Händen und überflog das Inhaltsverzeichnis mit den verschiedenen Ländern: Österreich, Frankreich, England – und dann: Irland. Allein das Wort löst in meinem Körper noch immer Glückssprudeln aus. Und dahinter: mein Name

Hätte ich vor drei Jahren dieselbe Zeitschrift gelesen und gewusst, dass der Artikel ein Blick in meine eigene Zukunft – unser schulfreies Leben in Irland – wäre: Ich hätte gejubelt und getanzt vor Freude!

Es hätte sich besser angefühlt als jeder Lottogewinn. Fast wie das Paradies auf Erden.

Heute bin ich derselbe Mensch – und doch ganz anders. Ich habe in den letzten Jahren Erfahrungen gemacht, die unbeschreiblich schmerzhaft und unbeschreiblich schön waren, bin über mich hinaus gewachsen, habe Aufgaben bewältigt, die ich mir früher nie zugetraut hätte.

Und nein, ich lebe nicht im Paradies. Wir wohnen in einer überteuerten Klapperbude und haben viele Freundschaften, liebgewonnene Dinge und eine Menge Luxus in Deutschland zurückgelassen. Es gibt Tage, an denen ich müde und traurig bin – und im Moment sind alle erkältet.

Doch all das hat mir Tiefe und inneren Reichtum geschenkt. Denn obwohl wir mit weniger Luxus leben, ist mein Vertrauen gewachsen. Vertrauen ins Leben und meine eigene Fähigkeit, es zu gestalten. Und selbst an traurigen Tagen gibt es einen Teil in mir, der ruhig, zuversichtlich und voller Licht ist.

Ja, manchmal fühlt es sich selbstverständlich an, dass wir jetzt hier sind. Dann vergesse ich, wie groß die Sehnsucht war und wie sehr ich dafür gekämpft habe. 

Aber als ich meinen Artikel in der Freilernerzeitschrift las, war da diese tiefe, jubelnde Freude in mir. 

Denn ich habe es tatsächlich geschafft. Zusammen mit meinem Mann, unseren Kindern und all den Menschen, mit denen wir verbunden sind. Ich führe das Leben, von dem ich geträumt habe. Und auch, wenn es nicht das Paradies ist: Es fühlt sich regelmäßig genau so an, wie ich es wollte. Oder besser. 

Diese Glückseligkeit kommt meist in den kleinen Momenten. Wenn ich sehe, wie meine Kinder morgens ausgeschlafen und fröhlich in den Tag starten. Wenn ich in der Abenddämmerung spazieren gehe, meinen Blick über die grünen Hügel schweifen lasse und dem Frühlingskonzert der Stare lausche. 

Wenn irische Eltern mich um Rat fragen, deren Kinder in der Schule verzweifeln. Weil sie sehen, wie zufrieden und lebendig wir mit unserem schulfreien Leben sind und auf einmal eine Vorstellung davon haben, wie es gehen könnte. 

Dann spüre ich, wie viel ich erreicht habe. Dass ich beschenkt wurde von diesem Leben und dass ich selbst so viel zu verschenken habe. 

Ich feiere nicht nur einmal. Ich feiere jeden Tag. Auch, wenn ich müde bin. Ich hole mir die Freude zurück in mein Leben, die mir so gründlich aberzogen wurde. 

Ich weiß, dass schon vor 3 Jahren enorm viel Grund zur Freude da war. Denn ich konnte atmen, ich konnte all die inspirierenden Berichte lesen und ich hatte diese tiefe Sehnsucht nach meinem eigenen Leben. Damit war ich schon mittendrin. 

Wenn auch dein Herz manchmal vor Sehnsucht zerspringen möchte – dann such die Freude, die jetzt schon darin liegt. Sehnsucht ist ein gutes Zeichen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

14 − dreizehn =