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Wie jedes Jahr wird mir kurz vor Weihnachten bewusst, wie absurd schwer wir Menschen es uns machen können. Alle sehnen sich nach Winterschlaf (den wir übrigens brauchen) und einem ruhigen, warmen Ort zum Einkuscheln, Erholen und Träumen. Ein kleines verwunschenes Lebkuchenhaus im verschneiten Tannenwald – ohne Hexe, dafür voller Leckereien, weicher Kissen und Decken, unter denen wir uns verkriechen können.

Doch stattdessen wird der Dezember gnadenlos vollgepumt mit Terminen, Fristen, Aufgaben. No matter the cost. 

Wo ich hinschaue, sehe ich Menschen, die bis auf die Knochen gestresst, erschöpft und dauerkrank sind – besonders hart trifft es Familien.

Mit ein wenig Schummeln könnte ich mich einreihen in die Liste derer, die heroisch den Berg von Aufgaben meistern. Denn die letzten Wochen waren auch für uns gefüllt mit Weihnachtsfeiern, Konzerten, Proben, unzähligen Back- und Basteltagen, vielen Besuchen, langen Vorlese- und Filmabenden, Weihnachtsmarkt, Secret Santa und nebenher den ganz normalen Alltagsdingen. 

Aber all das fühlt sich nicht (mehr) nach Stress und Aufopferung an – und das hat simple Gründe:

  1. Jede dieser weihnachtlichen Unternehmungen war selbst gewählt und erfüllte uns mit echter, warmer Freude (bis auf eine der Feiern, die nervtötend und glücklicherweise kurz war).
  1. Jeder Mensch in unserer Familie hat für sich entschieden, was er mitmachen möchte und was nicht. Beim Backen und Basteln habe ich z.B. kaum einen Finger gerührt, hier haben die Kinder längst das Ruder übernommen. Hätten sie nicht so viel Spaß daran, gäbe es eben weniger Kekse und Deko.
  1. Wir hatten ausreichend Zeit.

Denn folgendes gehörte dieses Jahr NICHT dazu: 

  1. Frühes Aufstehen (wir schlafen täglich 1-2 Stunden länger als im Sommer)
  2. Schulwege
  3. Klassenarbeiten, Tests und Hausaufgaben
  4. Elternabende
  5. Pflichtfeste
  6. Pflichtbesuche bei Verwandten und Bekannten

Ich könnte die Liste noch lange weiterführen, aber vermutlich hast du schon ein Bild davon, wieviel Zeit wir inzwischen dafür haben, es uns gut gehen zu lassen. 

Natürlich sitzen wir nicht wochenlang tiefenentspannt und erleuchtet im Schein einer selbstgezogenen Bienenwachskerze und haben das perfekte Leben. Erst vor kurzem gab es einen tränenreichen Abend voller Zweifel und Konflikt, denn der Weg in die Selbstständigkeit (diesmal im ganz ökonomischen Sinn) ist manchmal mit schweren Entscheidungen verbunden. Aber DASS wir auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben sind, macht einen Unterschied. 

Dass wir immer mehr von dem darin haben, was wir wirklich wollen, und immer weniger von dem, was wir lange wie einen Klotz am Bein hinter uns her geschleift haben – das gibt der Weihnachtszeit eine ganz neue, zauberhafte Qualität. 

Wie geht es dir damit? Was siehst du, wenn du die Augen schließt und von der Weihnachtszeit träumst, die du wirklich willst? Bist du vielleicht ganz nah dran? Oder ist der Weg dorthin noch weit? Ein langer Weg macht nichts, denn wenn du in diesem Jahr schon spürst, was du eigentlich gar nicht willst, hast du bereits eine Landkarte – oder zumindest einen Wegweiser, der dir die Richtung zeigt.

Wo auch immer du auf deinem Weg bist: Ich wünsche dir, dass du ihn mit Neugier und innerem Licht gehst und jeder Schritt dein Herz leise singen lässt. Oder laut. Frohe Weihnachten! 

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