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Im ersten Teil habe ich beschrieben, warum ich es für absolut angebracht halte, toxische Menschen und Beziehungen aus unserem Leben fern zu halten. Aber wie lässt sich das umsetzen? 

Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Eine ist, sie einfach zu beenden. Sag den betreffenden Leuten, dass du keinen Kontakt mehr möchtest (oder sag es nicht) und triff sie nicht mehr. Das ist total in Ordnung, egal ob es um eine ehemalige Freundin geht oder deine Herkunftsfamilie. Es ist dein Leben.

Aber wir wären nicht dort, wo wir sind, wenn das immer so einfach wäre. 

Es gibt Kontakte, die kannst du nicht von heute auf morgen beenden, wie den zur Kollegin oder dem Klassenlehrer deines Kindes. Außerdem gibt es oft innere Hürden, die einen Kontaktabbruch schwierig machen: eigene Anteile, die vor Angst und schlechtem Gewissen im Boden versinken, und das Gefühl, dem anderen Menschen etwas schuldig zu sein – selbst wenn er dir seit Jahren Bauchschmerzen bereitet. 

Das ist total nachvollziehbar und ich bin kein Fan davon, diese Anteile einfach zu übergehen. 

Fang klein an. Wenn du das nächste Mal merkst, dass dir jemand eine fette Kröte reinschiebt, noch bevor du sie reflexhaft schluckst, ist schon viel gewonnen! Vielleicht kaust du eine Weile darauf herum und spuckst sie in einem unbeachteten Moment wieder aus. Dein Gegenüber merkt noch gar nichts, aber du hast dich schon befreit. 

Wenn dir ein Kontraktabbruch große Angst macht, öffne erstmal ein kleines Fester in deinem Herzen für die Vorstellung, dass dein Leben ohne diese Leute und ihre blöden Kröten ziemlich geil wäre.

Frag dich liebevoll, was dir so große Angst daran macht, ihnen den Laufpass zu geben. Nimm die Antwort mitfühlend entgegen und prüfe, ob sie wirklich noch Sinn ergibt. Es geht nicht um schnelle Erfolge, sondern darum, dass du lernst, dich selbst wichtig zu nehmen.

Es gibt Menschen, die aufhören Gift zu sprühen und Kröten zu werfen, wenn du anfängst, dich ehrlich zu zeigen. 

Diese Momente liebe ich, daraus können wunderbare Freundschaften entstehen. 

Leider gibt es auch andere, die versuchen, immer mehr Macht auszuüben, je weniger du es ihnen recht machst. Dann sieh zu, dass du Land gewinnst. Der Schaden, den dir solche Menschen zufügen können, ist es nicht wert, glaub mir. 

Und:

Richte dich aus auf Menschen, die dir gut tun. 

Es gibt sicher Menschen in deinem Leben, in deren Gegenwart du dich warm, wohlig, entspannt und sicher fühlst. Natürlich wünsche ich dir, dass dies langjährige und vertraute Beziehungen sind. Aber es reichen schon kleine Momente – das kurze Gespräch mit der netten Verkäuferin am Gemüsestand oder der Nachbar mit dem freundlichen Blick.

Genieße diese Momente ganz bewusst, achte darauf, wie sich dein Körper dabei fühlt und mach dir klar, dass du hier gerade lebenswichtige Nährstoffe tankst. Ruth vom Kompass nennt elterliche Selbstfürsorge „aktive Gewaltprävention“ und damit hat sie absolut Recht.

Alles, was deine Scham lindert und dich Verbundenheit spüren lässt, hilft deinem Nervensystem sich zu regulieren und ist deshalb das Wichtigste, was du für dich und deine Kinder tun kannst. 

Ich hab noch nie jemanden angeschnauzt, wenn ich vorher eine warme, wohlwollende Begegnung hatte. 

Je bewusster du diese Art von Verbundenheit genießt und wertschätzt, desto mehr davon wirst du in deinem Leben haben und desto weniger Platz ist für Gift und Kröten. (Die arme Tierchen tun mir eh langsam leid.) Die toxischen Begegnungen, die du einfach nicht verhindern kannst, werden dich irgendwann nicht mehr so ins Herz treffen, wenn du dir die innere Erlaubnis gibst, dein Leben zu genießen.

Ich habe die ersten Abgrenzungsschritte nach der Geburt meines Sohnes gemacht. Danach sind noch viele giftige Gestalten durch mein Leben getrampelt – aber mit der Zeit hat mein Herz ihnen immer weniger zugehört.

Heute sitze ich am Ort meiner Träume, befreit von jeglicher Last und lass mir permanent die Sonne auf den Bauch scheinen. Scherz. Dafür regnet es in Irland zu viel. Aber manchmal fühlt es sich wunderbarerweise so an und das wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen.

Deshalb möchte ich dir Mut machen: Achte darauf, mit wem du dich wohlfühlst und bring dich in Sicherheit vor Menschen, die dir weh tun. Jeden Tag ein kleines Schrittchen. Es lohnt sich so sehr. 

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