Zweifel und Zuversicht

Mitten im Sturm – Zweifel und Zuversicht in der Krise

Manchmal geht die Welt aus den Fugen. 

So wie vor Kurzem bei mir: Konflikte im Freundeskreis, eine heftige Erkrankung – und der Boden begann zu wanken. So stark, dass ich eine Weile brauchte, um wieder sicheren Stand zu finden. Und die Knie zittern noch ein wenig. 

Ich teile das hier, weil ich die Erzählung leid bin, dass wir nur erfolgreich sein könnten, wenn wir frei von Angst und Zweifel sind.  

Denn mal ehrlich, wer ist denn wirklich noch tiefenentspannt? Egal, ob du die Nachrichten liest oder nicht: Pandemie, Klimawandel, Kriege und die aufgeheizte Stimmung in den (sozialen) Medien berühren uns irgendwann alle. In den letzten 5 Jahren habe ich so viele Beziehungen knirschen, krachen oder explodieren sehen, wie in 20 Jahren davor nicht. 

Wir leben in einer Zeit, in der Sicherheit bröckelt – und zwar im großen Stil. 

Menschen lieben Lösungen und Leute erzählen gern, dass sie nur noch glückselig und völlig angstfrei sind, seit sie diesen oder jenen Schritt getan haben. Die perfekte Morgenroutine und das richtige Moneymindset entwickeln, whatever. 

Ich selbst komme gerne ins Schwärmen, wenn ich von Auswanderung und schulfreiem Leben erzähle. Inzwischen glaube ich sogar, dass ich in vielen Bereichen erfolgreich bin. Aber nicht deshalb, weil ich ein super blankgeputzes Mindset hätte. Oder gar um 6 Uhr morgens aufstehe und erstmal ne Runde joggen gehe. (Allein bei dem Gedanken krieg ich Stresspickel!) 

Mein Erfolg besteht nicht darin, dass alles glatt läuft und ich mich immer gut fühle. 

Mein Erfolg besteht darin, dass ich in harten Zeiten immer wieder Hoffnung schöpfe. Dass ich mich in kleinen Momenten daran erinnere, wie kostbar mein Leben ist. 

Und ich sehe auch gar nicht ein, dass Menschen nur dann erfolgreich sein können, wenn sie hart im Nehmen und sicher wie Stahlbeton sind. Denn die Realität ist: Wir alle fliegen manchmal aus der Kurve. Sind aufgewühlt, zweifelnd, verletzlich, und wissen nicht weiter. Nur reden nicht viele darüber. 

Wenn es dir gerade ähnlich geht oder du diese Phasen kennst, habe ich ein paar Gedanken für dich:

1. Zwing dich nicht dazu, „voll im Vertrauen“ zu sein.

Nichts gegen Vertrauen und Zuversicht, aber in diesem Bereich wird viel gelogen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Menschen nicht über Angst sprechen, weil sie denken, damit wären sie schwach. Oder Schuld daran, dass ihr Leben nicht immer locker und leicht läuft. 

Es stimmt, dass wir einen großen Einfluss auf den Verlauf unseres Lebens haben – und vor allem auf unsere Wahrnehmung. Aber wir haben weder die Kontrolle noch die Verantwortung für alles, was um uns herum geschieht. 

Um Klartext zu sprechen: Es können richtig beschissene Sachen passieren. Du kannst in Wirbelstürme geraten – meteorologische oder soziale – , die ursprünglich nichts mit dir zu tun hatten. Und natürlich können auch in deinem Inneren Wirbelstürme losgehen, an denen du keine Schuld trägst. 

Erwarte nicht von dir, dass du sie mit mildem Lächeln abnickst. Du bist menschlich und das ist gut so. 

2. Der emotionale Salat – alles dabei 

Da ich den Schlamassel gerade so frisch genießen durfte, hier ein paar Beispiele der eher bitteren Gefühlszutaten, die in uns auftauchen können: Da ist Angst, zu verlieren, was dir wichtig ist. Da ist Scham, weil du nicht funktionierst wie gewohnt. Da ist Trauer, weil du Geborgenheit vermisst. Da sind Sorgenspiralen, die dir die Luft abschnüren. Da ist unendliche Müdigkeit und gleichzeitige Unruhe. Da ist Wut. Und immer wieder Unsicherheit, ob du richtig bist und ob das Leben es überhaupt gut mit dir meint.  

Und jetzt kommt der Teil, der für viele Menschen nicht greifbar ist: Der Rest ist auch noch da. Die Freude ist nicht verschwunden, nur weil du sie gerade nicht spürst. 

Wir glauben oft, dass Genuss und Leichtigkeit meilenweit entfernt sind, wenn wir Sorgen haben. Als hätte Freude mit uns und unserem Leben nichts mehr zu tun. Entweder traurig oder glücklich, entweder alles scheiße oder alles toll. Ich mache immer öfter die Erfahrung, dass das nicht stimmt.  

3. Der kleine Funken Hoffnung

Du musst nicht erst deine Sorgen loswerden, bevor du dir erlaubst, es ein bisschen leichter zu haben. Es reicht, wenn eine Stimme dir ab und zu zuflüstert, dass deine Wahrnehmung von Angst und Trauer eingefärbt ist. Dass es auch etwas anderes für dich und in dir gibt. Dass du vollständig und wertvoll bist. 

Auch, wenn du dieser Stimme gerade nicht glaubst, die Sorgen lauter sind und die nächste Windböe dich in den Graben drückt. Stell dir vor, dass dein Fünkchen Zuversicht all das übersteht. Denn es hat einen kleinen sicheren Ort in dir, wo es bleiben kann, bis der Sturm sich gelegt hat und du ihm wieder glauben kannst. 

Wenn dieser Funken einen festen Platz in dir hat, reicht manchmal nur ein winziger Stupser, um ihn aufflackern zu lassen. Dann kann er innerhalb von Sekunden die dunkelste Stunde erhellen. 

4. Du hast IMMER Handlungsspielraum

Manchmal fühlen wir uns furchtbar ohnmächtig. Hin- und hergeworfen wie kleine Boote auf dem tobenden Ozean des Lebens. Aber du bist handlungsfähig. Immer. Es gibt zu jedem Zeitpunkt Möglichkeiten, dem Geschehen einen Stupser in die eine oder andere Richtung zu geben – deine persönliche Note. 

Wenn alle anderen mit Vorwürfen und Anschuldigungen um sich schießen: Du kannst dich für Mitgefühl und Besonnenheit entscheiden. Manchmal reicht dafür eine einzige ernstgemeinte Nachfrage. Wenn andere aushalten, was allen schadet: Du kannst entscheiden, dich abzugrenzen. Zum Beispiel, indem du dir Bedenkzeit nimmst.

Du kannst entscheiden, allein zu sein. Du kannst entscheiden, um Hilfe zu bitten. Du kannst entscheiden, deine Wut so einzusetzen, dass sie dir wieder Raum zu atmen gibt – und nicht den nächsten Zusammenbruch auslöst. Du kannst entscheiden, dass nun endlich die Zeit gekommen ist, auszuprobieren und Fehler zu machen. 

Ich bin absolut sicher: Auch in der tiefsten Krise können dein Herz und dein Verstand mit kleinen Impulsen dein Boot in die richtige Richtung schicken. Die haben das drauf. 

Und wenn du das Gefühl hast, keine Impulse zu hören und überhaupt nicht mehr weiß, was du tun sollst – dann kannst du immernoch entscheiden, genau dieser Unsicherheit einen Platz in dir zu geben. Neben dem Funken Zuversicht. 

5. Die Kraft des Moments

Wenn ich in meinem Leben und in der Begleitung von Menschen eines gelernt habe, dann, dass die wichtigsten Hebel oft unscheinbar aussehen. Manchmal ist es nur ein halber Satz, eine liebevolle Geste, eine kleines Verstellen des Blickwinkels – und plötzlich haben wir wieder Zugang zu Entspannung, Wohlbehagen, Freude und Leichtigkeit. Weil all das in uns ist und schon immer dort war.

Jeder Moment ist eine Chance, genau diese Tür zu öffnen.

Manchmal öffnet sie sich sogar von alleine. Mir ist das jahrzehntelang nicht passiert, aber inzwischen besucht sie mich wieder: Freude ohne erkennbaren äußeren Grund. Irgendwo zwischen Müdigkeit, Trauer und Sorge kann sie hochsprudeln. Einfach so. Als wenn sie nicht darauf warten will, dass sich außen irgendetwas regelt. Die Freude ist einfach da, ein Teil von mir, wie all die anderen Teile auch. Sie erinnert mich daran, dass es sie gibt – und geht dann wieder.

Ich weiß, dass ich sie nicht festhalten kann. Ich genieße einfach den Moment. Denn du und ich und alle anderen – wir leben immer nur in diesem einen Moment. 

Auch wenn du große Ziele hast, die in der Zukunft liegen (so etwas wie eine Weltreise, ein erfolgreiches Business oder ein Haus am Meer) – jetzt gerade, in dieser Minute, bist du mitten im Leben und all seine bunten Facetten sind in auch in dir. 

6. Die Chance deines Lebens

Damit komme ich zu dem, was die Krise dir bringen kann. Und noch einmal: Das bedeutet NICHT, dass du die rosa Brille aufsetzen, den Schmerz wegdrücken und all den Shit um dich herum in duftendes Blumenwasser tunken sollst. 

Aber dort, wo du unsicher und zerbrechlich bist, gibt es auch Mut. Nicht, weil Krankheiten oder Konflikte eine tolle Sache sind – sondern weil du ganz unten im Tal die Chance hast klarer zu sehen, was wirklich zählt: 

Dass du noch atmest. Dass dies hier dein Leben ist. Und dass du entscheidest, in welche Richtung du den nächsten Schritt setzt

Wenn die Welt sowieso aus den Fugen geht: Warum solltest du deine kostbare Zeit und die Möglichkeiten, die dir in diesem Leben bleiben, für sinnlosen Kleinscheiß opfern? Menschen zufriedenstellen, die dich noch nie wirklich gesehen haben? Deine Kinder jahrelang durch gewaltvolle, zermürbende Programme schleusen? Deine Träume immer wieder verschieben, bis du sie selbst vergessen hast? 

Warte nicht darauf, dass du vollkommen erleuchtet und angstfrei bist. Lass den Sturm tosen, hüte deinen Funken Hoffnung, hol dir bestärkende Begleitung an Bord. Und dann leg einfach deine Hand ans Ruder.  

Wenn du dich auf deinem Weg von mir begleiten lassen möchtest, kannst du verschiedenes tun – je nachdem, wie viel und wie enge Begleitung du dir wünschst:

  • Abonniere meinen Podcast Stark und Verletzlich.
  • Trag dich auf meinen Newsletter ein. 
  • Schreib mir eine kurze (oder auch längere) Email an info@sajuno.de und ich schicke dir den Anmeldelink für ein kostenfreies Kennenlerngespräch. Dort besprechen wir gemeinsam, in welchem Rahmen ich dich persönlich begleiten kann. Ich freu mich auf dich!

2 Antworten

  1. Ein sehr sehr schöner und berührender Text. Da ist viel Wahrheit drin. Mir hilft gerade besonders der Gedanke, dass man nicht erst die Sorgen loswerden muss, um Freude zu finden. Sondern dass sie auch da sein darf.

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