Erschöpft vom Schulsystem

Erschöpft vom Schulsystem. Was tun, wenn Aussteigen keine Option ist?

Fühlst du dich zerrissen zwischen dem, was das Schulsystem von dir fordert – und dem, was du für deine Familie willst?

Wenn ich mit Eltern spreche, die vom Schulalltag gestresst und frustriert sind – dann fällt mir häufig eine bestimmte Unruhe auf:

Viele dieser Eltern haben die unterschwellige Sorge, dass sie selbst an der schulischen Belastung ihrer Kinder Schuld sind. 

Weil sie es vermeintlich nicht schaffen, ihr Kind ausreichend zu schützen, zu stärken oder „da rauszuholen“.

Im Kontakt mit Menschen wie mir kann das besonders ausgeprägt sein – denn ich bin ja ausgewandert, habe ein anderes Lebensmodell gewählt und erzähle regelmäßig davon, wie entspannt und bereichernd unser freies Leben in Irland ist. 

Auch viele „Aussteiger-Familien“ bei Social Media vermitteln ein Bild von grenzenloser Befreiung und Glückseligkeit.

Egal, ob sie ausgewandert sind oder ein schulfreies Leben innerhalb Deutschlands führen – der Unterton ist häufig: „Schaut, wir haben es geschafft uns aus den Strukturen zu befreien – und das solltest du auch tun.“

Ich kann diesen Impuls verstehen. 

In den ersten Monaten und Jahren nach der Auswanderung hatte auch ich ein starkes Bedürfnis, mit dem deutschen Schulsystem und seinen rigiden Strukturen „abzurechnen“. 

Ich wollte die Enge und Bedrohung abschütteln, die mir aus unseren Schulerfahrungen in Deutschland noch im Nacken hingen. 

Und ich will bis heute zeigen, dass es anders geht. Dass die Narrative des deutschen Schulsystems keine objektiven Wahrheiten sind, sondern gesellschaftliche Prägungen. Ich will neue Perspektiven eröffnen, Mut machen und entlasten. 

Was ich aber nicht will: Eltern Schuldgefühle machen, die im Schulsystem bleiben.

Tatsächlich lese ich manchmal Sätze wie: „Wir sind es unseren Kindern schuldig, für ihr Recht auf Selbstbestimmung zu kämpfen und aus diesem gewaltvollen System zu befreien.“

Das finde ich extrem vereinfacht und ein bisschen gefährlich. Warum?

1. Nicht alle Familien können auswandern.

Es kann 1000 verschiedene Gründe geben, weshalb Eltern Deutschland nicht verlassen wollen.

Kurz vor unserer Auswanderung erzählte mir eine Freundin: „Wenn unsere Tochter nicht so krank wäre, dann würden wir das vielleicht auch machen.“ Ich wusste, wie wichtig es für diese Familie war, in der Nähe ihrer vertrauten Ärzt*innen und Kliniken zu leben. Und ich habe hundertprozentiges Verständnis dafür. 

Genauso können andere Sicherheiten wichtig sein: Arbeitsplätze. Unterstützende Großeltern. Oder einfach die Sicherheit und Geborgenheit einer vertrauten Umgebung. 

Ich weiß, wie schwer es ist, all das aufzugeben – und würde es nie verurteilen, wenn Menschen sich dagegen entscheiden.

2. Nicht alle Eltern wollen oder können ihre Kinder „aus der Schule nehmen“ – und den darauffolgenden Behördenkonflikt riskieren. 

Es gibt durchaus Familien, die ohne Schulbesuch in Deutschland leben und die Auseinandersetzung mit Behörden und einem skeptischen Umfeld erfolgreich meistern. Einige bieten auch Begleitung und Unterstützung für andere an.

Ich finde das alles in Ordnung und freue mich darüber, wenn dieser Weg für einige Familien funktioniert.

Was mich aber stört: Wenn es so dargestellt wird, als sei das für alle problemlos machbar. Als hätten diejenigen, die es nicht schaffen, einfach etwas falsch gemacht.

Fakt ist: In Deutschland gibt es eine gesetzliche Schulpflicht. Und nein, das ist nicht in erster Linie eine Pflicht des Staates, gute Bildung bereitzustellen (schön wär’s!), sondern eine Pflicht junger Menschen, in die Schule zu gehen. Und es ist die Pflicht ihrer Eltern, den Schulbesuch durchzusetzen.  

Wer sich dieser Pflicht widersetzt, geht Risiken ein – für rechtliche Konsequenzen, soziale Isolation und eine hohe emotionale Belastung.

Ich finde es fahrlässig, all diese inneren und äußeren Hemmschwellen als einfaches „Mindsetproblem“ abzutun. 

Denn selbst, wenn Eltern vermeintlich „alles richtig“ machen, total im Vertrauen sind, alle Rechtstexte auswendig gelernt haben, nur wertschätzend und selbstbewusst kommunizieren usw. – das soziale Umfeld, Schulen und Behörden können extrem unterschiedlich reagieren und die Situation für betroffene Familien unerträglich machen. 

Ich habe vollstes Verständnis für Eltern, denen dieser Weg zu riskant ist.

Und es gibt einen weiteren Aspekt, der in der ganzen Debatte häufig übersehen wird. 

3. Die gesellschaftliche Verantwortung für junge Menschen wird viel zu sehr auf Eltern abgewälzt. 

Über die extreme Belastung von Eltern habe ich schon viel geschrieben. Z.B. in meinen Artikeln Die Welt braucht glückliche Eltern oder Wenn Mutterschaft einsam macht.

Kurz gesagt: 

Elternsein in Deutschland ist kein Spaß. Wirklich nicht. 

Dazu gehört auch, dass Eltern ihre Kinder unter Umständen gegen deren Willen in die Schule bringen müssen – was eine enorme Belastung für beide Seiten bedeutet und ihre Beziehung nachhaltig beschädigen kann. (Eltern, Schule und (k)ein Ende)

Gleichzeitig werden Eltern schnell zur Verantwortung gezogen, wenn die schulischen Leistungen nachlassen oder das Kind emotional unter dem Schulbesuch leidet.

Dazu kommen wirtschaftliche Interessen an elterlicher Arbeitskraft, die als Angebote und Errungenschaften verpackt werden: „Du kannst jetzt endlich Karriere machen, weil dein Kind ganztagsbetreut wird.“ „Dein Kind sollte dankbar sein, weil es zur Schule gehen darf.“ 

Eltern leben so nicht nur mit nahezu unerfüllbaren Anforderungen und Alltagsbelastungen, sondern auch einem ständigen inneren Spannungszustand zwischen äußerer und innerer Wahrheit (Stichwort: kognitive Dissonanz). Denn während die Strukturen sich oft beengend und überfordernd anfühlen, werden sie als „tolles Angebot“ oder „Fortschritt“ verkauft.

Der Druck ist schwer in Worte zu fassen, aber immer da.

Und Sätze wie „du bist es deinem Kind schuldig“ stützen genau diese Strukturen und erhöhen den Druck. 

Denn die unterschwellig verpackte Botschaft darin ist: „Wenn dein Kind in der Schule leidet, bist du Schuld.“ Weil Eltern und Kinder aber zu großen Teilen strukturell in diese Situation hineingezwungen werden (z.B. durch die rigide Schulpflicht), ist das für mich ein klassischer Fall von Victim Blaming – Beschuldigung der Opfer. 

Und warum erzähle ich das alles? 

Weil ich Eltern entlasten will – egal ob ihr Kind in die Schule geht oder nicht. 

In Kennenlerngesprächen erlebe ich immer wieder, dass Eltern mir von schwierigen Schulsituationen erzählen – und gleichzeitig erklären, warum sie ihr Kind da noch nicht rausholen konnten. Als würde eine leise Scham darüber mitschwingen, dass sie es noch nicht „geschafft“ haben, die Strukturen zu verlassen. 

Das ist aber weder meine Erwartung noch mein Ansatz. Mein Ziel ist nicht, dass du irgendetwas schaffst oder mit deiner Familie aus dem Schulsystem aussteigst. Schon gar nicht, weil ich es gemacht habe. 

Ich liebe die menschliche Vielfalt – und ich bin sicher, du hast viele gute Gründe, Dinge anders zu machen als ich. 

Mein Ziel ist, dass du in einer Welt, die Eltern extrem unter Druck setzt, Entlastung erfährst. 

Mehr Lebensqualität bekommst. Vielleicht sogar Freude und Leichtigkeit. Auch, wenn du mit deiner Familie im deutschen Schulsystem lebst. Ehrlich gesagt: Gerade dann. Denn wenn ihr unfreiwillig in diesen Strukturen lebt und unter ihnen leidet, dann braucht ihr besonders viel Zuwendung, Unterstützung und Mitgefühl.

Dabei helfen auch meine vielfältigen Erfahrungen aus unserem Leben mit und ohne Schule, genauso wie mein Wissen über alle möglichen Bildungsformen und Abschlussmöglichkeiten. Aber nicht, um dir einen Weg vorzugeben, sondern um die Perspektive auf eure Möglichkeiten zu erweitern und Zukunftsängste zu nehmen. Allein das kann schon enorm entlastend sein. 

Es gibt viele Wege, Druck und Stress in eurem Familienalltag zu reduzieren, auch wenn die Rahmenbedingungen des Schulsystems bestehen bleiben. 

Ich weiß, wie zerrissen man sich in dieser Situation fühlen kann. Was für ein einsamer und erschöpfender Weg es manchmal ist, Tag für Tag Konflikte meistern zu müssen, die wir uns nicht ausgesucht haben. Und nicht einfach gehen zu können. 

Wenn du dir in dieser Situation Unterstützung wünschst, begleite ich dich gern.

Im Mentoring schauen wir, was euch im Alltag sofort hilft – ohne dein Leben komplett auf den Kopf zu stellen.

-> Hier findest du alle Infos zu Ablauf, Preisen und Kennenlerngespräch: Stark bleiben im Schulalltag. Wenn es dich anspricht, kannst du dort direkt ein Gespräch buchen.  

Wenn du dich auf deinem Weg von mir begleiten lassen möchtest, kannst du verschiedenes tun – je nachdem, wie viel und wie enge Begleitung du dir wünschst:

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